| Chesapeake and Ohio Canal
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Dieses Buch mit der weitergehenden Beschreibung „A guide to the Chesapeake and Ohio Canal National Historical Park“ ist als Handbook 142 in der Reihe der Official National Park Handbooks erschienen. Es gliedert sich in drei Teile, einen als Einleitung mit einer allgemeinen Beschreibung („Welcome to the C&O Canal“), dann etwas mehr zum Bau des Kanals („The Great National Project“, ab Seite 18) und schließlich den Führer zu den Einrichtungen im und um den Park („Guide and Adviser“, ab Seite 74). Das Buch hat mich damals 4,95 US-$ gekostet und enthält Übersichtskarten und viele historische und aktuellere Abbildungen. Der Kanal wurde bis 1924 zwischen Georgetown, Washington, D.C. und Cumberland in Maryland (knapp 300 Kilometer, einst 74 Schleusen; bis Schleuse 75, weil es zwischen Lock 62 und 66 zu Änderungen in der Planung kam) parallel zum Potomac River betrieben.
Wer sich mit der Geschichte der Industrialisierung beschäftigt, wird auf verschiedene Lösungen für gesteigerter Transportkapazität stoßen. Der Bau und Betrieb von Kanälen gehörte dazu, nicht nur die Eisenbahn.
National Park Service, erschienen 1991, 112 Seiten, 15,0 cm x 21,0 cm, ISBN: 0-912627-43-3.
| Scan: Bernd Kittendorf (info@bernd-kittendorf.de)
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| Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.
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Das Buch ist kein Eisenbahnbuch. Allerdings geht es mir durchaus darum, Inklusion und deshalb zwangsläufig auch Barrierefreiheit voran zu bringen. Es macht also Sinn, sich wenigstens anzuschauen, was eine der „lautesten Stimmen in Deutschland“ bei dieser Thematik zu Ableismus, Aktivismus, Diskriminierung und Gesellschaftskritik in Form eines erzählenden Sachbuchs zu sagen hat. Immerhin besteht ja die Hoffnung, einen anderen Leser des verbreiteten Buches zu treffen und auf nach dem Lesen ja vielleicht bekannte und verstandene Zusammenhänge anzusprechen. Wo ich schon mal einen Blick in die Spiegel-Bestsellerliste geworfen habe, wo dieses Buch beim Nachschauen auf Platz 13 stand, Platz 14 hatte den Titel „Den Netten beißen die Hunde“ und Platz 16 ist „Wenn ich was mach, mach ich's gscheid".“
Thema Ausreden: natürlich ist die Position „es geht nicht, weil“ auf der anderen Seite bei vielen derjenigen bekannt, die Barrierefreiheit in einem fast beliebigen Teilbereich beim ÖPNV oder Eisenbahnverkehr voranbringen wollen. Ist man neu im Geschäft, ahnt man vielleicht noch nicht, wie oft diese Formulierung eine Konstante ist, hinter der nur immer wieder unterschiedliche (Schein-)Argumente folgen. Was zu dem Denken und Handeln führt, was sich dahinter verbirgt, ist nicht unwichtig, denn sich lediglich in der Sache mit der Antwort auseinander setzen, wird letztlich nur wieder zu einem erneuten „es geht nicht, weil“ führen.
Raúl Aguayo-Krauthausen, erschienen 2023, 240 Seiten, 13,5 cm x 21,0 cm, ISBN: 978-3-499-01029-3.
| Scan: Bernd Kittendorf (info@bernd-kittendorf.de)
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| Behindertenrechte in die Verfassung!
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Das Buch handelt vom „Kampf um die Grundgesetzergänzung 1990-1994“. Die Ergänzung des Grundgesetzes in Artikel 3 um den Satz „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ war Anfang der 1990er Jahre kein Geschenk an die Behinderten, sondern hart umstritten. Der Autor geht auch der Frage nach, wieso dieser Satz nicht von Anfang an im Grundgesetz stand. Wurde er damals wirklich vergessen? Dazu muß man sich damit auseinander setzen, wie Begriffe aus Sicht der jeweiligen Zeit gelesen werden müssen. Nein, „vergessen“ ist nicht die zutreffende Bezeichnung für das Weglassen. Übrigens: wieso Barrierefreiheit und Inklusion zwar als Schlagworte (auf manchen Ebenen) vorkommen, oft jedoch die diesbezüglichen Maßnahmen „ausgeblendet“ bleiben, hat sicherlich ähnliche Ursachen.
Zwar gibt es inzwischen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts, die auf den genannten Satz Bezug nehmen (bei Entscheidungen zu Testierfähigkeit, schulischer Integration, Mietrecht, Behindertenparkplätzen, Wahlrecht, Blindenführhunden, Triage, Zeugnisvermerken), doch in trockenen Tüchern ist das mit dem Benachteiligungsverbot noch lange, lange nicht. Vor allem nicht im Alltag. Daher ja auch die im Ergebnis beschämende Darstellung des Ist-Zustands in Deutschland bei der Staatenprüfung zur UN-Behindertenrechtskonvention. Schon von daher sollte man mehr als einen Blick in Kapitel 26 des Buchs werfen.
Ein Nachwort im Buch stammt von Frau Sigrid Arnade. Sie bezieht sich unter anderem darauf, wie ungläubig Studierende heutzutage darauf reagieren, wenn sie in Vorträgen darauf eingeht, wann die diesbezügliche Änderung im Grundgesetz erfolgte.
Hans-Günter Heiden, erschienen 2024, 222 Seiten, 15,0 cm x 23,0 cm, ISBN: 978-3-7799-7624-0.
| Scan: Bernd Kittendorf (info@bernd-kittendorf.de)
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| Vorsicht, Stufe!
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Das Buch ist kein Eisenbahnbuch. Es enthält viele Cartoons zum Thema Behinderung und Inklusion - und auf dem Titelbild das Motiv, das ich seit einer Weile auf einer meiner Kaffeetassen für das Frühstück habe: den angebundenen Hund und den Rollstuhlfahrer mit den Stufen vor einem Eingang und einem Schild „Ich muss draußen bleiben“ und der Frage „Du auch?“
Es gibt viele Wege, auf (gesellschaftliche) Barrieren aufmerksam zu machen und auf eine inklusive Welt hin zu arbeiten, in der Behinderte nicht nur berücksichtigt werden, sondern von der sie ein Teil sind. Manche sind eher Aktivisten und appellieren mehr an einen kognitiven Erkenntnisgewinn. Andere gehen künstlerisch an die Sache heran und machen Themen nicht nur verständlich, sondern nachfühlbar. Beides und noch mehr ist nötig.
Vieles in den Cartoons erleben Behinderte selbst so oder so ähnlich in ihrem Alltag. Zwei Jugendliche fragen einen Mann im Rollstuhl „... und was schafft er so Spitze?“. „5 km/h“ und prompt kommt „Bist Du da zu Fuß nicht schneller?“ Unerwartetes gibt es auch - so die bebilderte Erklärung, was bei einem Rollstuhl unter einem Biomasse-Antrieb zu verstehen ist oder was Löwen sich unter Essen auf Rädern vorstellen. Ich hatte mein Exemplar des Buchs noch vor dessen Erscheinungstermin geordert.
Phil Hubbe, erschienen 2024, 128 Seiten, 20,2 cm x 23,0 cm, ISBN: 978-3-8303-3684-6.
| Scan: Bernd Kittendorf (info@bernd-kittendorf.de)
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| Kein Örtchen. Nirgends.
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Das Buch ist kein Eisenbahnbuch. Ich nehme es trotzdem hier auf dieser Website in die Auflistung meiner Bücher auf. „Wir haben uns früher auch nicht für barrierefreie Toiletten interessiert - bevor es uns betroffen hat“, das ist ein Zitat von der Rückseite des Buchs. So wird es vielen der Personen gehen, die das hier vorfinden. Eine Claudia und ein Bernd sind die Autoren des Buchs. Anders als bei meiner Frau Claudia und mir schiebt dort der Bernd.
Wer im Rollstuhl unterwegs ist, wird recht bald vor der Frage stehen, wo eine für ihn zugängliche Toilette ist und wie es um diese bestellt ist. Das wird schon alles seine Ordnung haben, vermutet völlig unberechtigterweise der, der sich nicht um die Details gekümmert hat. Im Buch geht es nicht so sehr um die Normen, sei es die DIN 18040-1 und -2 oder gar die TSI PRM für Züge, als vielmehr um alltägliche Nutzungshindernisse, die durch Nichtbeachtung der Normen beim Bau, fehlende Vorschriften, unrichtige Umsetzung und Gedankenlosigkeit wie das Blockieren der wenigen vorhandenen Einrichtungen ausgelöst werden. Im Rollstuhl auf der Suche nach einem stillen Örtchen wird man sie leicht selbst finden: die mit den kaum oder nicht allein mit eigener Kraft passierbaren Türen, die Abstellkammern (Seite 45; die gibt es übrigens in Restaurants auch mit gestapelten, frischen Tischdecken!), die mit dysfunktionaler Ausstattung und den Standard: falsch herum montierte Toilettenpapierhalterungen, bei denen durch das Anheben des Stützklappgriffs die Rolle WC-Papier zu Boden stürzt (Seite 59) und den Reserve-Rollen auf einem wegen der Höhe nicht zugänglichen Sims (letzteres siehe Seite 99). Einen Wickeltisch so in den Weg stellen, daß der Rollstuhlnutzer nicht an das WC kommt, das gibt es öfter, einen auch für Rollstuhlfahrer nutzbaren Wickeltisch für einen Menschen im Rollstuhl mit Kleinkind eher selten.
Seitens der Politik - egal welcher Ebene - ist wenig zu erwarten, dort will man lieber das Gute sehen und loben - egal, ob es da ist oder nicht - und nicht die Situation für die Betroffenen erkennen oder gar verbessern. Folgerichtig gehört in das Buch das Kapitel über positive Überraschungen, schon weil es erwartet wird. Die wird es, die muß es einfach geben. Im Gespräch mit einem anderen Rollstuhlfahrer, der sich auch intensiv mit den Normen beschäftigt hat, zu der Problematik kam er zu dem gleichen Ergebnis wie ich: wir beide hatten über mehr als ein Jahr keine normgerecht gebauten und so betriebenen Behindertentoiletten vorgefunden. Nirgends.
Übrigens: sogar auf den Bildern der wenigen für brauchbar befundenen Toiletten im Buch kann man entdecken, daß selbst die keineswegs alle wirklich wie vorgeschrieben oder vorgesehen ausgestattet und betrieben sind. Sei es die angeblich leicht wegschiebbaren Transportwagen vor dem Eingang - wie geht das mit dem Wegschieben, wenn man die nach außen öffnende Tür beim Verlassen der Toilette dagegen drückt (Seite 76)? Wie kommt der Rollstuhlfahrer nach einem Sturz auf den Boden beim Umsetzen zwischen WC-Becken und Rollstuhl an die viel zu kurze Alarmschnur (Seite 81)? Ok, wahrscheinlich merkt er eher, daß für ihn kein WC-Papier erreichbar ist (Seite 81). Die Schnur zu kurz, die Halterung für das WC-Papier falsch herum montiert, das ist auch auf dem Bild auf Seite 103 zu sehen, über dem „Hier stimmt alles“ steht. Die Schnur formal lang genug (bis kurz über dem Boden), die Rollen-Halterung aber schlecht erreichbar an der rückwärtigen Wand, das ist auf Seite 107 im Kapitel Juwelen mit „Besser geht es kaum“ überschrieben. Wo steht wohl der Rollstuhl beim Umsetzen aus dem Rollstuhl nach links und wie käme man nach dem Sturz auf den Boden dann an die Schnur? So gesehen erklärt sich der Titel: „Kein Örtchen. Nirgends.“
Wie schon angedeutet, Toiletten in Bahnhöfen und Zügen sind nicht drin, doch so viel kann ich hier verraten: barrierefrei nach neuester TSI PRM bedeutet keineswegs, die Toiletten wären für Rollstuhlfahrer überhaupt nutzbar. Vom Zustand und der Reinlichkeit einmal ganz abgesehen. Rollstuhlfahrer müssen nämlich zwangsläufig mehr anfassen, als das die andern WC-Nutzer tun. Nach dieser Norm zugelassen und nicht barrierefrei im Sinne des ohne fremde Hilfe nutzbar, das ist so vorgesehen.
Für die mancherorts gut gemeinten Listen mit barrierefreien Toiletten in der Gemeinde: die Selbstauskunft von Betreibern allein bringt sicherlich keine zutreffenden Ergebnisse. Begehung vor Ort hat auch seine Tücken: wie bei den Autoren verschleiert die Unterstützung der Begleitpersonen schon Schwächen der besuchten Einrichtung. Die Tür hinter sich zu machen mangels Platz zum Drehen? Schnell das Fenster zu machen, weil es für die Sitzung sonst zu kalt würde, das geht oft aus dem Rollstuhl heraus nicht, weil die Griffe am Fenster nicht erreichbar sind. Und das kann sogar normgerecht sein.
Als Einstieg in die Problematik macht die Lektüre des Buchs Sinn. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt hat, wird Details erkennen. In der Zeichnung auf Seite 54 ist ein Kreis mit 150 cm Durchmesser zum Wenden angedeutet, aus gutem Grund ist die Bewegungsfläche nach DIN 18040-1 ein Rechteck (Quadrat) mit mindestens 150 cm x 150 cm Fläche.
Claudia Hontschik, Bernd Hontschik, erschienen 2020, 112 Seiten, 15,1 cm x 21,5 cm, ISBN: 978-3-86489-303-2.
| Scan: Bernd Kittendorf (info@bernd-kittendorf.de)
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